Mittwoch, 21. April 2010

Lauchagrund




In der Gegend, wo ich wohne, gibt es eine Menge besondere, ja geradezu magische Plätze.

Da ist dieses romantische Tal gleich beim Nachbarort. Ein murmelnder Bachlauf begleitet den Spaziergänger, die Vögel singen im schattigen Grün, steile Felsen ragen wie alte Riesen am Wege auf – alles Harmonie und Schönheit...





Und doch wollte in früheren Zeiten niemand nach Sonnenuntergang in diesem Tal sein. Geister sollten dort umgehen, den Verstand vernebeln und die Leute verrückt machen.

Selbst der Wirt der „Massemühle“, verließ abends sein romantisch gelegenes Ausflugslokal und schlief unten im Ort.

Man schützte sich und die Häuser mit abwehrenden Zeichen.

Alles lang vergessen...(?)

Doch die alten „Geister“ sind durchaus noch da und wahrnehmbar. Durch die besondere Lage und Geologie des Tales kommt es zur Freisetzung bestimmter Stoffe (Gase), die in geringer Dosierung sogar der Gesundheit förderlich sind. Nach Sonnenuntergang jedoch ändert sich die energetische Situation und die höhere Dosis freigesetzter Stoffe kann durchaus zu Übelkeit und einem vernebelten Geist oder anderen Erscheinungen führen.

Die modernen Menschen scheinen abgestumpft zu sein, neue Häuser werden am Eingang des Tales gebaut und man lacht über den alten „Aberglauben“.

Im Zeitalter von überall und ständig aktivem Funk und Radar, Schadstoff ausströmenden künstlichen Materialien und synthetischer Nahrung haben wir uns längst neue Geister direkt in unsere Lebensräume geholt.

Und der Funkturm auf dem Berg sendet die seinen unmittelbar durch das Tal in den Ort und weiter, die merkwürdigen Phänomene noch verstärkend und verschlimmernd.

Wer sensibel ist für diese Einflüsse – es gibt ja immer mehr Leute – kann oft auch am Tage diese schönen Wege nicht mehr gehen. Schade.

Aber dafür gibt es ja das gefasste Tretbecken in der neuen Kuranlage, das mit dem heilkräftigen Wasser vom Berg gefüllt wird.

Nur, dass eben auch das Wasser in seiner Wirkung von all dem beeinflusst wird. Aber wer will denn das schon wissen.



Und doch gibt es in diesem Tal auch eine Oase, die scheinbar unbeeinflusst von allem ein Ort vollkommener Balance und Harmonie ist. Ein Stückchen vom Weg ab, ein unscheinbarer kleiner Platz am Bach, ein stiller Winkel ...



Wer es bis dahin geschafft hat, kann zu sich kommen und Kraft schöpfen.

Und sei es nur, um den Rückweg unbeschadet zu überstehen...



Der Lauchagrund ist ein Beispiel mehr dafür, wie Menschen aus herz- und gedankenloser Gier die wirklichen Schätze missachten.

So wie im Märchen „Das kalte Herz“ von Wilhelm Hauff der Peter Munk die Weisheit des Zwerges (die Energie und Schätze der Natur) nicht erkennt und sein Herz wie ein mechanisches Instrument (Uhr) weggibt, um das Glück zu erlangen, das er eigentlich längst schon hat, und auf diesem Wege nur noch verlieren kann.

Hier das Kuriosum:

dieses Märchen ist zwar im Schwarzwald angesiedelt, wurde aber 1950 als erster DEFA-Farbfilm im Lauchagrund mit seinen damals noch zahlreichen riesigen alten Tannen (von denen kürzlich wieder einige einer Baumaßnahme zum Opfer fielen) und der besonderen Atmosphäre gedreht.

Wer ein bisschen aufmerksam ist und genügend Phantasie besitzt, kann sie auch heute noch im Lauchagrund treffen, all die Kohlenmunk-Peter auf der Jagd nach dem Glück, den Holländermichel in den Felsen am Wege und vielleicht - wenn er ein Sonntagskind ist oder sensibel und respektvoll genug – sogar den alten Schatzhauser, den weisen Hüter der Erde.



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